yppenplatz

yppenplatz - oder: was eigentlich auf meinem Meldezettel stehen sollte

[eine kleine liebserklärung]

Ich liebe meinen Bezirk. Ottakring hat zu unrecht einen schlechten Ruf. Es gibt viele Grünflächen wie den Wilhelminenberg und die Steinhofgründe, Event-Locations wie die Ottakringer Brauerei, schöne Architektur wie die Otto Wagner Kirche, unzählige Heurige und das absolute Trendviertel, den Yppenplatz.

Was ist so besonders daran? Wo soll ich anfangen? Vielleicht am Samstag morgen. Da eröffnet in aller Früh schon der Bauernmarkt, den es nur am Samstag gibt. Ich liebe es, im Sommer in der Sonne mit einem Kaffee dort zu sitzen, wenn der Markt zum Leben erwacht. Bauernblumen, selbstgebackene Kuchen, Honig, Käse, Obst, Gemüse, Nudeln, Fisch, Fleisch, Bier aus kleinen Brauereien und Brot – Ich liebe es, hier einzukaufen. Viel billiger als im Supermarkt und jeder Euro landet bei Menschen, die ich seit Jahren kenne. Das bunte Treiben fühlt sich wie Urlaub im Kleinformat an.

bauernmarkt

samstag

Am Yppenplatz befinden sich unzählige Straßencafés, trotzdem brauchst du eine gute Taktik, um einen Platz zu erobern. Die Café-Institution am Markt ist das C.I. – das Café International. Eine Anlaufstelle für Sprachkurse, Taxikurse und den berühmten C.I.-Toast mit Spiegelei, Spinat und Schafkäse. Hier habe ich wirklich viel Zeit verbracht, vor allem als Ivan, die Seele des C.I., noch lebte. Wir werden dich nie vergessen.

strassencafés

am Platz

Kulinarisch gibt es einige Highlights am Yppenplatz. Fangen wir im Fania an: südamerikanische Spezialitäten und Cocktails. Rein in den nächsten Gastgarten zu echter Wiener Küche beim Müller, das Schnitzel ist wirklich gut. Daneben das schon beschriebene C.I. weiter das CAI, da bekommst du deinen Kaffee mit Sojamilch. Wieder eine Tür weiter gehts ins Frida, ein Bio-Lokal mit gutem Frühstück, dann ins Dolce Lago, dem italiener mit Cocktail Happy Hour. Ich empfehle den White Russian. Gegenüber gehen wir ins Sofi, eine meiner Meinung nach überteuerte Pizzeria, daneben das C.I. 2, wo im Winter der Schwedenofen brasselt und es manchmal sogar Glühwein gibt. Das größte Lokal am Platz ist das An-do, durch den Geruch von gegrillten Calamari leicht zu finden. Auf der anderen Seite des Platzes gibts noch das Wirr am Brunnenmarkt mit seinen speziellen Biersorten: Astra, Schleppe No.3 und Tilmanns und einer traumhaften Terasse mit Komplettüberblick über den Yppenplatz. Weiters die Völlerei mit Vorarlberger Gerichten, das Mani mit orientalischer Küche, das Dakkah mit indischen Speisen und das La Salvia mit mediterranen Delikatessen. Dann wäre noch die Weinbar auf der anderen Straßenseite und die Bäckerei Gül, die so gut wie nie zu hat, auch mitten in der Nacht nicht. Am Brunnenmarkt, der sich vom Yppenplatz bis zur Thaliastraße zieht, gibt es weitere orientalische Lokale wie das Kent und die Lokanta Oase. Ebenso wie Obst, Gemüse und Gewürze die ganze Woche über, nicht nur samstags.

wirr am Brunnenmarkt

Bier & Ausblick

Überall kannst du draußen sitzen, Leute beobachten, dabei ganzen Tag verbringen. Immer wieder kommen Menschen vorbei, die du kennst oder kennen lernst.

strassenmusik

bis die Polizei kommt

Schade ist es um die ehemalige WC-Anlage im Otto Wagner-Stil, die abgerissen und durch ein Erlebnis-WC ersetzt wurde. Über Geschmack lässt sich streiten.
Gleich daneben thront ein großes Gebäude mit Balkon, das bisher keinem Lokal dauerhaft Heimat bieten konnte. Zuerst war es das Brauwerk mit hochpreisen Craft Bieren, dann ein Konzept namens What the Duck, zu kurz vorhanden, um es mir anzusehen, ein Spiele-Treff und diverse Pop-ups. Mal sehen, wie es weitergeht.

Dann wäre das noch der kollektive Hund. Er ist schwarz und scheint niemand zu gehören. Im Sommer klappert er alle Stammgäste am Platz ab und lässt sie ein paar Mal seinen gelben Tennisball werfen.
Von Zeit zu Zeit gibt es auch temporäre Installationen. Einen offenen Kleiderschrank, eine Box am Baum, wo man sich Geld rausnehmen kann, wenn man grade welches braucht und was reingeben, wenn man was übrig hat.
Typisch ist auch die Straßenmusik, meist aus der Konserve, aber dennoch nicht wegzudenken. Bis wieder mal die Polizei kommt, um die Show zu beenden. Oder es gibt irgendeine andere Performance – Tanz, politische Kundgebungen, Improvisationstheater, Livemusik. Immer was los.

Auch Einkaufsfreuden kommen nicht zu kurz. Staud, bekannt für Marmelade und Honig ist ein echter Wiener Traditionsbetrieb. In der Siebdruckeria gibt es T-shirts, Rucksäcke und zapatistischen Kaffee für den täglichen Aufstand. Die kleine Fahrradwerkstatt kümmert sich recht flott um Fahrrad-Reparaturen. Günstige Stoffe und Nähzubehör gibts bei Avik auf der Neulerchenfelder Straße. Wer am Markt noch nicht alles für die Küche gefunden hat, kann sich noch beim Yip-Hint mit asiatischen Lebensmitteln und Hausrat eindecken.  

Nachdem ich fast 10 Jahre dort gewohnt habe, sind mir auch diverse Dreharbeiten nicht entgangen. An Cop Stories, Planet Ottakring und Kebap mit Alles kann ich mich jedenfalls erinnern.

Wenn du dir das jetzt live anschauen möchtest – U6 Josefstädter Straße oder die Straßenbahn 2 Station Brunnengasse/ Neulerchenfelderstaße.

Dazu passende produkte